Newsletter „Meine Woche im Landtag“ KW 24 Hans Jürgen Fahn MdL

Liebe Leserinnen und Leser

dank eines Kraftakts der FREIEN WÄHLER und ihrer Bündnispartner war es vergangenen Donnerstag soweit: Der Bayerische Landtag hat die endgültige Abschaffung der Straßenausbaubeiträge in Bayern beschlossen. Allen unseren Unterstützern sagen wir ein herzliches Dankeschön, nicht zuletzt den zahlreichen Bürgerinitiativen! Für Millionen von Bürgern ist mit der Entscheidung das Damoklesschwert von Straßenausbaubeitragsbescheiden für die Zukunft vom Tisch. Dennoch betrachten wir das nun von der CSU vorgelegte Gesetz nur als Etappensieg. Das Ende der „Strabs“ ist für uns ein weiterer immenser politischer Erfolg – nach Abschaffung der Studiengebühren und Rückkehr zum G9 – aber beim Gesetz der Staatsregierung sehen wir jede Menge Nachbesserungsbedarf: Wir fordern die Rückerstattung bereits bezahlter Straßenausbaubeiträge bis einschließlich 1. Januar 2014. Die Staatsregierung hatte willkürlich den 1. Januar 2018 festgesetzt. Zudem fordern wir eine ordentliche kommunale Ersatzfinanzierung für die wegfallenden Straßenausbaubeiträge in Höhe von mindestens 150 Millionen Euro im Jahr. Dabei muss es egal sein, ob die Kommunen bereits zuvor eine Beitragssatzung beschlossen hatten oder nicht. Schließlich benötigen alle Städte und Gemeinden eine vernünftige Finanzausstattung! Das alles wollen wir im Interesse unserer Bürgerinnen und Bürger durchsetzen – spätestens im Herbst, nach der Landtagswahl.

R ü c k b l i c k

Bürgersprechstunde im Bierzelt

Ein wichtiges Thema bei der ungewöhnlichen Bürgersprechstunde waren ohne Zweifel die Straßenausbaubeiträge, die mit Hubert Aiwanger und Hans Jürgen Fahn diskutiert wurden. Daneben wünschte Urban Priol Hubert Aiwanger auf seiner Autogrammkarte „Alles Gute“.

FW-Fraktion besucht die Weintour in Großostheim

Mit Wein vom Untermain haben Hubert Aiwanger  und Hans Jürgen Fahn bei Ihrem Besuch der Weintour in Großostheim angestoßen.

 

 

3. Startbahn: Größenwahn!

Die bayerische Landeshauptstadt verändert sich rasant. Aufgrund des enormen Wachstums fehlt es in München an Wohnungen, Schulen und Kindertagesstätten – das Straßennetz und der öffentliche Nahverkehr sind überlastet. In unserer Aktuellen Stunde „Nein zur dritten Startbahn – Lebensqualität schützen statt einseitigem Megawachstum!“ setzen wir uns für eine Politik mit Augenmaß im Großraum München ein. Die Staatsregierung lässt hingegen mit ihrer Wachstumssucht die Münchnerinnen und Münchner im Regen. Sie drohen den Menschen mit Enteignung, wie es bei der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme, kurz SEM, im Münchner Norden und Nordosten der Fall ist – nur um die ohnehin überhitzte Landeshauptstadt weiter wachsen zu lassen. Wir fordern CSU und SPD auf, die SEM im Nordosten Münchens sofort zu beenden, denn wir machen Politik für die Zukunft unserer Heimat Bayern. Zurzeit wird eine kontroverse Stadt-Land-Debatte geführt: Die Lebensqualität in der Großstadt sinkt, weil der Zuzug zu stark ist – und im ländlichen Raum fühlen sich die Menschen vernachlässigt. In dieser Diskussion spielt die dritte Startbahn eine richtungsweisende Rolle: Es geht nicht mehr nur um die Frage der Notwendigkeit einer Startbahn, sondern um die Betroffenheit der Menschen in der Region. Eine dritte Startbahn wäre wie ein Elefant im Vorgarten Münchens, der alles kaputt trampelt und gleichzeitig immer gefräßiger wird. Wir setzen uns daher für einen Ausgleich zwischen Stadt und Land ein: Das Leben in Bayern muss in allen Regionen lebenswert bleiben.

Mehr Mediziner

Wir FREIE WÄHLER haben uns mit einem Dringlichkeitsantrag für mehr Studienplätze im Fach Humanmedizin an bayerischen Universitäten eingesetzt. Unser Antrag wurde in dieser Woche im Landtag von den anderen Fraktionen abgelehnt – und das, obwohl es ein klares Versäumnis ist, dass auch im „Masterplan Medizinstudium 2020“ keine Einigung über eine deutliche Erhöhung der Studienplatzkapazität erzielt werden konnte. Heute leben mehr als 82 Millionen Menschen in Deutschland – so viele wie noch nie. Die Anzahl der Studienplätze im Fach Humanmedizin wurde aber weder an den steigenden Bedarf noch an die hohe Nachfrage angepasst. 1989 hat es allein in den alten Bundesländern rund 85.000 Studierende gegeben. 2016 waren es – nach Wiedervereinigung und massiver Zuwanderung – nur 6.000 mehr. Hier werden demographische Entwicklung und medizinischer Fortschritt einfach ignoriert. Zudem hat sich das Berufsbild des Arztes geändert. Junge Mediziner wollten geregelte Arbeitszeiten und eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Verstärkt wird dieser Trend durch den Umstand, dass inzwischen 70 Prozent der Medizinstudierenden weiblich sind. Die flächendeckende medizinische Versorgung der Menschen in ganz Bayern kann nur sichergestellt werden, wenn mehr Studienplätze geschaffen werden. Dafür werden wir uns aus Überzeugung auch weiter einsetzen.

Pflegenotstand

Am vergangenen Montag haben wir im Bayerischen Landtag viele Gäste zu unserem Kongress „Pflegende Angehörige am Limit – was tun?“ empfangen. Wir haben diskutiert, wie ein Älterwerden in den eigenen vier Wänden ermöglicht werden kann und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit Angehörige die Pflege mit ihrer Berufstätigkeit besser vereinbaren können. Bessere Rahmenbedingungen und eine angemessene Bezahlung für das Pflegepersonal sind zwingend erforderlich. Um den wachsenden Bedarf an geeigneten Pflegerinnen und Pflegern zu decken, müssen diese für unsere Gesellschaft wertvollen Berufe in jeder Hinsicht attraktiver werden. Wichtig hierfür sind ein verbesserter Personalschlüssel, eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung, der Abbau unnötiger Bürokratie sowie die Reduzierung der psychischen und physischen Belastung aller Pflegenden. Nur so ist eine Aufwertung des Pflegeberufs in der Gesellschaft zu erreichen. Wer auf Missstände in der Pflege hinweisen will, muss dies bei einem ortsnah ansässigen Ombudsmann tun können. Desweiteren setzen wir FREIEN WÄHLER uns für die Förderung alternativer Wohnformen ein – insbesondere für Demenzkranke. Der Ausbau der Tagespflege ist entscheidend für die Entlastung von Menschen, die ihre Angehörigen pflegen. Wir müssen die Pflege aus den Strukturen des 19. Jahrhunderts befreien und zukunftsfest machen, denn die derzeitige Situation in Bayern ist weder für Pflegebedürftige noch für die Pflegenden akzeptabel. Wer beiden eine starke Stimme geben will, kommt an der Einrichtung einer Pflegekammer nicht vorbei – das muss auch die Bayerische Staatsregierung endlich erkennen und umsetzen.

Wahlkampf an der Grenze

Im Freistaat wird es bald wieder eine eigene ‚Bayerische Grenzpolizei‘ geben. Wir FREIE WÄHLER meinen: Das ist eine Schnapsidee! Die Errichtung einer Grenzpolizei ist und bleibt ein großer Etikettenschwindel und gleicht dem kreativen Einfall einer Werbeagentur – denn die Bevölkerung wird mit diesem Begriff hinters Licht geführt. Wir FREIE WÄHLER fordern schon lange mehr Personal in der Fläche und einen kontinuierlichen Ausbau der Schleierfahndung. Mit Einführung einer sogenannten ‚Bayerischen Grenzpolizei‘ wird jedoch bestehendes Personal mit zusätzlichen Aufgaben gebunden. Das ist Wahlkampf zulasten der Bayerischen Polizei und zulasten unserer Inneren Sicherheit.

Eingelenkt

Die CSU hat den Gesetzentwurf des Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetzes überarbeitet: Um die Christsozialen zum Einlenken zu bewegen, hat es heftigen Widerstand und deutliche Kritik unserer Fraktion sowie von Fachwelt und Bevölkerung gebraucht. Nach umfangreichen Änderungsanträgen liegt nun jedoch ein Entwurf vor, der in den wichtigsten Bereichen den Expertenempfehlungen entspricht. So wurde die Unterbringungsdatei gestrichen und die unsägliche Vermischung von psychisch kranken Menschen mit Straftätern beseitigt. Wir werden die Umsetzung des nun zustimmungsfähigen Gesetzentwurfs kritisch begleiten und dabei einen Fokus auf die flächendeckende Einrichtung der Krisendienste legen.

Lehren statt streiken

Wir FREIE WÄHLER befürworten das Streikverbot für Lehrerinnen und Lehrer. Sie sind hoheitlich tätig und müssen den Unterrichtsbetrieb aufrechterhalten. Sonst wären zigtausende Eltern unverschuldet gezwungen, einen eventuellen Lehrerstreik auszubaden, weil sie kurzfristig für die Betreuung ihrer Kinder sorgen müssten. Es ist schon etwas weit hergeholt, den Verlust der Menschenrechte zu beklagen, nur weil Beamten aus verfassungsrechtlichen Gründen und hochrangigen Interessen von Staat und Gesellschaft das Streikrecht verwehrt wird. Die allermeisten Beamtinnen und Beamten sehen diese Menschenrechtsverletzung selbst überhaupt nicht und erkennen an, dass das Streikverbot und weitere Pflichten vom Dienstherrn durchaus auch kompensiert werden.

V o r s c h a u

Hausärzteversorgung

Die Hausärzteversorgung ist in der Fläche nach wie vor gefährdet. Deshalb fokussiert die FW-Fraktion das Thema in ihrer Reihe „Fraktion vor Ort“. Zusammen mit dem Bezirksvorsitzenden des Bayerischen Hausärzteverbands  Dr. Christian Pfeiffer wollen wir zusammen mit Bürgern über die medizinische Versorgung im Landkreis Schweinfurt diskutieren.

Termin: 21.06.2018 um 19 Uhr im Pfarrheim Üchtelhausen, Ahornstraße 15

Fischerei

77 Prozent unserer heimischen Fischarten sind vom Aussterben bedroht! Was aber wäre Bayern ohne seine beeindruckenden Wasserlandschaften? Und Menschen, die diese pflegen? Was getan werden muss, um den Fortbestand der Fischerei im Freistaat zu sichern, diskutieren wir am 29. Juni bei unserem Fachkongress „Fischerei in Bayern – Tradition und Nachhaltigkeit“. Kommen Sie zu uns in den Bayerischen Landtag und melden Sie sich gleich hier an: https://bit.ly/2JzBAgy

Pressemeldung: Einladung „Fraktion vor Ort“ in Würzburg: Informationsabend „In Würde alt werden“

Fahn: Pflege geht uns alle an

Sehr geehrte Damen und Herren,

unsere Gesellschaft altert zunehmend: Es gibt immer mehr zu betreuende Senioren, Pflegekräfte und auch entsprechende Einrichtungen. Doch woran sind gute Pflegeheime zu erkennen? Vor welchen Herausforderungen steht die Pflege aktuell? Darüber wollen die FREIEN WÄHLER am 28. April in Würzburg zusammen mit dem Pflegeexperten Claus Fussek diskutieren.

Fussek ist Kenner und vor allem renommierter Kritiker der Pflegesituation in Deutschland. Er sagt, in vielen Einrichtungen seien die Zustände katastrophal: Patienten würden nachts ans Bett gefesselt, seien stark dehydriert oder wundgelegen. Denn Pflegebedürftige haben laut Fussek keine Lobby. Wie sich das ändern lässt und was passieren muss, damit sich das System „Pflege“ deutlich verbessert, wird der erfolgreiche Buchautor in seinem Vortrag schildern.

Der unterfränkische Landtagsabgeordnete der FREIEN WÄHLER Dr. Hans Jürgen Fahn wird erläutern, wie gute Pflege möglich ist und was die Landespolitik dazu beitragen kann. Im Anschluss an den Vortrag haben Bürger und Journalisten Gelegenheit, mit der Expertenrunde zu diskutieren.

Dazu laden wir Sie herzlich ein:

Montag, 23.07.2018, 19.00 Uhr

Stadthalle Aschaffenburg, Raum Dalbert (Erdgeschoss links)

Wir freuen uns auf Ihr Kommen und über Ihre Berichterstattung.

Rede Nr. 87 vom 21.06.2017: Kurzzeitpflege

Die Kurzzeitpflege ist ein wichtiges Instrument, um pflegende Angehörige zu entlasten. Mehr als die Hälfte der Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt. In Anbetracht der großen Belastung, die die Pflege von Angehörigen mit sich bringt – das wissen wir alle –, ist die Möglichkeit einer Auszeit für die Pflegenden unerlässlich. Das ist aber nur möglich, wenn die Pflegebedürftigen in dieser Zeit untergebracht werden können. ……

Ausführlich Rede 87, Kurzzeitpflege forcieren zum Download (PDF / 95 KB) zum Nachlesen

… oder hier zum Anhören auf Youtube:

Siehe hierzu auch meinen ergänzenden Kommentar auf http://www.hans-juergen-fahn.info/2017/06/23/kurzzeitpflege-kostendeckend-finanzieren/

Thema Pflege: „Kurzzeitpflege kostendeckend finanzieren – pflegende Angehörige entlasten“ (H. J. Fahn)

Kurzzeitpflege ist ein wichtiges Instrument, um pflegende Angehörige zu entlasten. Mehr  als die Hälfte der Pflegebedürftigen (65%) werden zu Hause gepflegt. In Anbetracht der erheblichen Belastung, die die Pflege von Angehörigen mit sich bringt, ist die Möglichkeit einer Auszeit für die Pflegenden unerlässlich. Sie ist nur möglich, wenn auch der Pflegebedürftige in dieser Zeit gut untergebracht werden kann.

Insofern ist es erfreulich, dass durch das 1. Pflegestärkungsgesetz die Möglichkeit der Inanspruchnahme der Kurzzeitpflege ausgeweitet wurde, so die zeitliche Dauer von bis zu 8 Wochen und die Kostenübernahme durch die gesetzliche Pflegeversicherung bis 1.612 EUR.

AzP von MdL Leiner vom 16.03.2017: Zum Stichtag 13.03.2017 bestanden in Bayern 166 vollstationäre Einrichtungen, die 796 feste Kurzzeitpflegebetten und 1.375 bedarfsweise belegbare Betten für die Kurzzeitpflege bereit halten. Daneben bestehen 13 solitäre Einrichtungen der Kurzzeitpflege, die 171 Kurzzeitpflegebetten vorhalten.

In dieser AzP schreibt die Staatsregierung selber: „Trotz dieser nicht unerheblichen Anzahl ist davon auszugehen, dass sich eine für einen bestimmten Zeitraum gewünschte Unterbringung nicht immer (langfristig planbar) realisieren lässt.“ Dem Ministerium liegen keine belastbaren Ergebnisse vor, dass es regionale Unterschiede gibt, einen Kurzzeitpflegesatz für einen bestimmten Zeitraum zu finden. Dies müsste man aber unbedingt wissen; daher begrüßen wir, dass ein entsprechendes Gutachten in Auftrag gegeben wird.

Die wichtige Frage, wie man Kurzzeitpflegebetten erhält oder was noch wichtiger wäre, erhöht, konnte bisher nicht beantwortet werde. Die demografische Entwicklung sagt aber klar, dass der Bedarf steigen wird.

  • In den Medien: „eklatanter Mangel an Kurzzeitpflege-Plätzen“ (BR 30.01.2017), „Die Situation in der Pflege spitzt sich zu“ (gemeint ist die Kurzzeitpflege, Schwäbische vom 10.05.2017)
  • Im Gesundheitsausschuss wurde im 16.05.2017 ein Antrag der Grünen „Kurzzeitpflegeplätze sichern“ (Drs. 17/16737) mit Änderungen einstimmig beschlossen. Er entspricht inhaltlich weitgehend dem heute vorliegendem CSU-DA. Es stellt sich die Frage, welches parlamentarische Ziel die CSU mit ihrem DA verfolgt!
  • Das finanzielle Problem der Einrichtungsträger liegt bei kurzzeitig nicht belegten Plätzen der Kurzzeitpflege. Für diese erhalten sie kein Geld von der Pflegeversicherung. Es liegt aber in der Natur der Sache, dass Kurzzeitpflegeplätze nicht dauerhaft belegt werden, also auch einmal frei sind. Es müssen Plätze vorgehalten werden, damit diese auch kurzfristig, wenn Bedarf entsteht, zur Verfügung stehen. Die Vorhaltekosten müssen refinanziert werden.
  • Dem Antrag der CSU werden wir zustimmen, obwohl einige Punkte eigentlich schon umgesetzt sind. Der Entwicklung von Bedarf und Angebot werden bereits untersucht und es besteht auch Bundesebene ein Bedarf auf Refinanzierung der Kurzzeitpflege. Beim dritten Punkt geht es um die Bereitstellung von Landesmitteln.
  • Anders als die CSU möchten die FREIEN WÄHLER, dass keine Zeit mehr mit weiteren Prüfungen vertan wird, sondern dass jetzt konkret Lösungen gesucht werden, um den bestehenden Missstand zu beseitigen. Daher fordern wir im Rahmen einer Sofortmaßnahme eine finanzielle Unterstützung von Pflegeeinrichtungen. Der CSU-Antrag könnte nämlich auch so interpretiert werden. Dass man erst einmal lange prüfen und untersuchen will, obwohl der Bedarf eigentlich klar feststeht.

Fazit: Unser Antrag geht weiter als der Antrag der CSU.

Pflege geht uns alle an. Rückblick zum Vortrag von Pflegeexperten Claus Fussek in Würzburg

Würzburg. „So etwas wie Gleusdorf kann nicht passieren, wenn das Frühwarnsystem funktioniert“, und dieses Frühwarnsystem ist für Deutschlands bekanntesten Pflegekritiker Claus Fussek nicht die Fachaufsicht, sondern „die Angehörigen, die amtlichen Betreuer und das Pflegepersonal“. Auf Einladung der fränkischen Freie-Wähler MdLs  Dr. Hans Jürgen Fahn und Dr. Peter Bauer war Fussek zu einer Diskussionsveranstaltung in Würzburg, die auf großes Echo stieß. Viele Fachkräfte aus der Pflege, aber auch Angehörige füllten den Saal und trugen auch zu einer angeregten Diskussion bei.

Die beiden Abgeordneten machten deutlich, dass sie die Notwendigkeit einer grundlegenden Pflegereform sehen, denn „wenn wir jetzt handeln, wird das zwar schmerzlich, aber wenn wir nicht handeln, wird es katastrophal“, erklärte Peter Bauer.  „ Pflege geht uns alle an. Deshalb ist das Thema Pflege eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, so Bauer und Fahn übereinstimmend. Leider seien die Freien Wähler mit vielen Anträgen bisher im Landtag gescheitert, „weil man mit diesem Thema keine Wahlen gewinnt“, so Bauer. Dabei müsse gar nicht unbedingt mehr Geld ins System, sondern „die Versicherungsfremden Leistungen müssen raus aus der Sozialversicherung“. Leistungen, für die keine Beiträge in die Systeme geflossen sind, müssten aus allgemeinen Steuermitteln finanziert werden, forderte der Mediziner Bauer ganz klar.

Hans-Jürgen Fahn bezeichnete es als Staatsversagen, dass es bisher nicht gelungen sei, die Pflegeberufe zu stärken, dafür gäbe es rund 100.000 illegal in der Pflege Beschäftigte in Bayern. Er forderte zum einen eine Sympathie-Kampagne, aber auch eine Eindämmung der überbordenden Bürokratie. Fast wichtiger als eine bessere Bezahlung seien bessere Arbeitsbedingungen, denn vor allem wegen ständiger Überlastung ist der Pflegeberuf einer derer mit der kürzesten Verweildauer. Schon sieben Jahre nach Ende der Ausbildung ist ein großer Teil der Fachkräfte nicht mehr in der Pflege beschäftigt.

Und diese stumme Verabschiedung möchte Claus Fussek unter anderem beenden. Er forderte die Pflegekräfte auf, ihre Macht auch endlich zu nutzen, um die Gesamtsituation zu verbessern. „Ich bringe Ihre Hilferufe an die Öffentlichkeit“ erklärte er vor allem zu dem oft erhobenen Vorwurf, er würde die Pflegekräfte in Misskredit bringen. Das sei so nicht richtig, erklärte er. Er sehe sich zwar ausschließlich als Anwalt der Pflegebedürftigen, doch das schließe automatisch die Pflegekräfte ein. Gute Pflege sei nämlich nur dort gewährleistet, wo auch das Pflegepersonal gute Rahmenbedingungen findet. Gute Arbeit finde in den meisten Pflegeheimen statt, erklärte er. Wenn man vom Pflegenotstand rede, dann rede man immer von Ausnahmen, stellte sich Fussek gegen Pauschalurteile. Besonders extreme Fälle wie Gleusdorf kämen dann in die Schlagzeilen, doch vieles gehe auch im Stillen vor sich.

Grundsätzlich liege es an der Leitung, ob eine Pflegeeinrichtung gute Arbeit leistet. Es gehe aber auch nicht an, dass Familien sich ganz zurückziehen. Die Angehörigen seien die wichtigsten Entscheider über die Pflegequalität. „Gehen Sie unangemeldet in die Heime, über die Sie sich informieren wollen“, forderte Fussek die Angehörigen wie die Politiker auf. In einem gut geführten Heim sei der Koch eine der wichtigsten Funktionen, es gebe keine starren Bettzeiten, es herrsche Leben. Das müsse Angehörigen auffallen, wenn sie Heime besuchen. Knallhart unterscheidet er aber auch zwischen „Angehörigen und Erben“.

Natürlich stelle die Politik die Rahmenbedingungen, erklärte Fussek, aber „Gesetze pflegen keine Menschen, es braucht genügend Personal. Die Verantwortlichen sind die Heimträger und niemand anderes“. Gute Heime seien mit der jeweiligen Kommune vernetzt, hätten Helferkreise, die mit den Bewohnern spazieren gehen, singen, basteln, wenn das die Angehörigen nicht leisten können. Zunehmend hätten Pflegebedürftige auch gar keine Angehörigen mehr. „Aber gute Pflege spricht sich herum“, der Pflege-TÜV sei da eine weniger geeignete Orientierung. Zwingend notwendig sei ein größeres Netz von Tagespflegeeinrichtungen in jeder Kommune, um die pflegenden Angehörigen zu entlasten. Hier sei jede Stadt, jede Gemeinde in der Pflicht.

Das alles sei natürlich nicht zum Nulltarif zu haben. Er selbst sei seit sieben Jahren pflegender Angehöriger „und wir verpflegen gerade das Haus meiner Eltern“. Allerdings seien gute Heime auch nicht zwangsläufig teurer als schlechte. Auf den Preis der Pflege zu schauen, um das Erbe zu schonen, sei ebenso kaltblütig wie die Diskussion darüber, die viele Minuten es dauern darf, einem alten Menschen das Essen einzugeben. Für die Freien Wähler ist es klar, dass die Rahmenbedingungen unbedingt geändert werden müssen. Um dies umsetzen zu können, brauchen wir eine starke Stimme, zum Beispiel eine Pflegekammer.

In der Diskussion machte Dr. Peter  Rost (UWG, dritter Bürgermeister von Randersacker) , von Beruf   Hausarzt deutlich, dass in der Region Würzburg die überwiegende Zahl der Pflegeheime gut sei, aber sie benötigten eine bessere gesetzliche Grundlage. Belegt wurde aber auch die vorher aufgestellte Behauptung Fusseks, dass immer zuerst das gute Personal geht. Mehrere Teilnehmerinnen der Veranstaltungen erklärten nämlich, dass sie die Arbeitsbedingungen in  bestimmten Einrichtungen nicht mehr ertrugen. Weil sie ihren Beruf aber gerne tun, hätten sie sich mit Pflegediensten selbstständig gemacht. Wie wichtig es ist, dass sich die Fachkräfte solidarisieren, zeigte auch die Schilderung eines jungen Mannes, der schon als Pflegeschüler mit einem zweiten Schüler komplette Nachtwachen für fast 100 Bewohner übernehmen musste und in der Folge krank wurde.

Viele wichtige Informationen nahmen die beiden Abgeordneten Dr.Bauer und Dr.Fahn mit für ihre künftige Arbeit auf diesem Politikfeld, doch sie erneuerten zum Abschluss nochmals ihre Aufforderung, dass die Betroffenen selbst ebenfalls aufgefordert seien, für ihre berechtigten Anliegen zu kämpfen.

Deutschlands bekanntesten Pflegekritiker Claus Fussek hatten die beiden FW-Landtagsabgeordneten Dr. Hans-Jürgen Fahn und Dr. Peter Bauer zu einer Diskussionsveranstaltung nach Würzburg eingeladen, die auf großes Interesse stieß.