Veranstaltungsreihe„Europa vor Ort erkunden“: MdL Fahn berichtet über Einfluss und Auswirkungen von Europapolitik in der Region

München/Obernburg.  Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe zum Thema „Europa vor Ort erkunden“, die in Kooperation mit dem Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend stattfindet, lud die ICO in Obernburg am vergangenen Dienstag 30 Schüler und Schülerinnen des Friedrich-Dessauer-Gymnasiums ein, zusammen mit Dr. Hans Jürgen Fahn, MdL und Mitglied im Ausschuss für Europaangelegenheiten, Prof. Ralf Hellmann von der Hochschule Aschaffenburg und Heiko Fröhlich vom Verein Bürger Europas e. V. über das Thema „Europa vor Ort – Einfluss und Auswirkungen von Europapolitik in der Region“ zu diskutieren.

Fahn hob in seinem Vortrag hervor, dass deutsche Politiker viel zu selten herausstellen, was wir Europa in unserer Heimat zu verdanken haben. Unzählige Alltagsbeispiele zeigten, wie wichtig Europa für uns ist und wie Europa auch unser Leben am Untermain seit 1957 prägt. Fahn betonte, dass wir unsere Freiheit, unsere Möglichkeiten uns zu entfalten und uns frei zu bewegen, zu einem großen Teil Europa zu verdanken habe. Auch dürfen wir nicht übersehen, dass uns beispielsweise der gemeinsame europäische Markt überhaupt erst die Möglichkeit gibt, Exportweltmeister zu sein. Ohne Europa wäre unser Wohlstand sicher geringer. Europa wirkt  auch bei uns  am Untermain. Ohne Europa wären z. B. der Frankenwein und der Bocksbeutel, ein Kulturgut in unserer Region, nicht geschützt. Jeder Weinproduzent in Europa könnte ohne die EU seinen Wein in Bocksbeutel abfüllen und Frankenwein darauf schreiben – egal ob er aus Spanien, Italien oder Kroatien kommt.

Desgleichen sorge die EU dafür, dass es überhaupt noch regional produzierte Lebensmittel in unserer Heimat gibt. Mit Hilfe der EU haben wir es geschafft, die Existenz der vielen kleinen Landwirte, die unsere Kulturlandschaft pflegen, bis heute zu erhalten, die aber angesichts teilweise erschreckend niedriger Weltmarktpreisen  bei Nahrungsmitteln nicht mehr wettbewerbsfähig wären.

Mit Gründung der EU 1958 wurde eine politische Innovation geboren – der Europäische Sozialfonds. Der erste Fonds, der das Ziel verfolgte, die Beschäftigungsbedingungen in den europäischen Regionen zu verbessern. Dieser Fonds kam  allen Regionen zu Gute – auch unserer Region hier am Untermain. Und er existiert bis heute erfolgreich fort. Zwischen 2007 und 2013 sind auf diese Weise über 4 Millionen Euro reine EU-Mittel in Beschäftigungsmaßnahmen in unsere Region geflossen (Aschaffenburg, Lkr. Aschaffenburg, Lkr. Miltenberg). Es handelt sich dabei um sogenannte Ko-Finanzierungsmittel. Das heißt, für jeden Euro, den die EU in unsere Region investiert, muss der Freistaat einen weiteren Euro hinzuschießen.

Wofür wurde aber dieses Geld konkret verwendet? Zum Beispiel wurden in der Stadt Aschaffenburg, in Miltenberg, Erlenbach und in Kleinostheim Praxisklassen an Haupt- und Mittelschulen finanziert, um Schüler auf den künftigen beruflichen Werdegang vorzubereiten. An der VHS Aschaffenburg und in Elsenfeld wurde das Projekt „Mama lernt Deutsch“ aus EU-Mitteln mitfinanziert, um Frauen und Mütter aus eingewanderten Familien Deutsch beizubringen. Auch Projekte zur Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen in Aschaffenburg wurden finanziert und auch besonders benachteiligte junge Menschen wurden mit einer ganzen Reihe von Projekten unterstützt. Insgesamt 75 Projekte wurden in diesem Zeitfenster bewilligt –  75 Mal wirkte die EU zwischen 2007 und 2013 über den Sozialfonds und hat unseren Bürgern neue berufliche Perspektiven gegeben.

Wie wichtig Europa für die Region Untermain ist, weiß auch das Open Innovation Lab in Obernburg zu berichten: Knapp 2,7 Millionen Euro reine EU-Mittel fließen aktuell in dieses Projekt, das den Austausch von Know-How zwischen der Hochschule Aschaffenburg und der regionalen Wirtschaft ermöglicht. Es sind nicht die großen Konzerne, sondern die kleinen und mittelständischen Unternehmen hier in der Region, die mit diesem Baustein ihre Wettbewerbsfähigkeit im High-Tech-Bereich sicherstellen wollen.  Auch die Unternehmer vom Untermain müssen sich weltweit gegen harte Konkurrenz durchsetzen. Lasertechnik und 3D-Druck, das hört sich nicht nur futuristisch an, sondern kann die Zukunft des Untermains werden.

Die  Region stellt sich damit neu auf, passt sich den Herausforderungen der Zukunft an, um unserer Heimat auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten Wohlstand, Arbeitsplätze und eine lebenswerte Atmosphäre zu schaffen. Und all das auch mit Hilfe der EU.

Auf diese Weise unterstützt die EU die Region in vielen Bereichen. Für den Zeitraum 2007 bis 2013 flossen über die europäische Regionalförderung weit über 10 Millionen Euro an den Untermain. Von der Sanierung des Schwarzviertels in Miltenberg, der Sanierung der Mildenburg über das Bildungszentrum Aschaffenburg bis hin zur Überarbeitung des Wanderwegenetzes im Naturpark Spessart, um die Bedingungen für den Tourismus zu optimieren. Im Winzerort Markt Bürgstadt (Lkr. Miltenberg) wurde die ökonomische und ökologische Aufwertung mit EU-Mitteln gefördert. Der EU-Anteil betrug allein hierfür 1,2 Millionen Euro. Zu den bezuschussten Einzelmaßnahmen gehören beispielsweise das „Weinkulturhaus“ und das gesamtörtliche Energiekonzept.

Ohne die EU-Förderung hätte der Untermain lange auf Förderungen aus München warten können. Da entpuppt sich Europa für den nordwestlichen Rand des Freistaats regelrecht als Türöffner, um die Region voranzubringen. Was vielen nicht bewusst ist: Die EU verfügt auch über ein eigenes Finanzierungsinstrument für die Belange des ländlichen Raums. Und auch diese Gelder kommen den  ländlichen Räumen am Untermain zu Gute. Beispielsweise erhielt das Burgen- und Schlössernetzwerk Main4Eck vor einigen Jahren eine Förderung.

Daneben gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, EU-Mittel für Projekte in unserer Region einzuweben, etwa über INTERREG-Projekte, bei denen der Untermain mit anderen Regionen zusammenarbeiten müsste. Diese Möglichkeiten werden jedoch nach Einschätzung von Fahn noch viel zu wenig genutzt.

Darüber hinaus bietet Europa noch eine ganze Reihe sogenannter Aktionsprogramme an, von denen der Untermain profitiert. Für die Jugend, die Bildungs-, Kultur- und Bürgerbeteiligung gibt es die Programme:

„Europa der Bürgerinnen und Bürger“, „Kreatives Europa“ und  „Erasmus für alle“

Im Bereich Beschäftigung, Soziales und Gesundheit hält die Kommission zwei Programme bereit:

„Programm für sozialen Wandel und soziale Innovation“ und  „Gesundheit für Wachstum“

Für den Umweltbereich gibt es das Programm LIFE und im Forschungsbereich das wohl europaweit bekannteste Programm „Horizont 2020“.

Insgesamt  gibt es ein riesiges Angebot an Fördermöglichkeiten, um die sich die Unternehmen und Bürger hier am Untermain bewerben können und große Potentiale, die unsere Region  noch ungenutzt lässt. Ein Beispiel aus dem Programm Horizont 2020 zeigt, wie sich Unternehmen durch die europäische Forschungsförderung international gut aufstellen können: Das Projekt „CyberWiz“, eine Koproduktion der heimischen Applied Security GmbH  in Großwallstadt und der foreseeti AB aus Stockholm. Das von der EU geförderte Projekt ermöglicht eine Bestandsaufnahme und Analyse des eigenen Netzwerkes als ersten Schritt. Mit Hilfe der EU kann die Region auch bei den Zukunftstechnologien gut aufstellt werden und zugleich deutschland- und europaweit die IT-Sicherheit verbessern.

Nicht vergessen werden dürfe, so Fahn, dass der Bankenplatz Frankfurt am Main, wo auch die Europäische Zentralbank beheimatet ist,  auch auf den Untermain ausstrahle. Insgesamt, so Fahn, verdanken wir am Untermain Europa Wohlstand und Frieden und wir sollten alles daran setzen, dass es so bleibt, weil Europa für unsere Zukunft unverzichtbar ist.