Pressemeldung: Mehr-Generationen-Haus und Miteinanderzentrum in Aschaffenburg

Bürokratie abbauen und Förderungen planbarer machen. Der Freistaat muss sich stärker finanziell einbringen

Pressemeldung 02.10.2018: Aschaffenburg – Bürokratie bei der Antragstellung von Fördergeldern abbauen und Fördergelder kontinuierlich fließen lassen, um die finanzielle Unterstützung auch über mehrere Jahre hinweg planbarer zu machen.

Dies waren die beiden Hauptforderungen, die die Vorstände des Mehrgenerationenhauses in Aschaffenburg ihrem Landtagsabgeordneten Dr. Hans Jürgen Fahn für die Politik mitgaben. Fahn besuchte die Einrichtung auf Einladung des Vorsitzenden Manfred Plaumann, um einen Eindruck vom Leistungsangebot des Vereines zu gewinnen.

Getragen wird der gemeinnützige Verein in erster Linie von zahlreichen Ehrenamtlichen sowie einigen MitarbeiterInnen, die im Rahmen der Sozialen Teilhabe vom Jobcenter vermittelt wurden. Das Angebot reicht von einer Krabbelgruppe über Deutschsprachkurse bis hin zur Smartphone- und PC-Unterstützung für Senioren, sowie Ausflüge (Busfahrten), an denen alle Altersgruppen teilnehmen können. Auch Kindergeburtstage werden auf Wunsch organisiert. „Vielfach kommen auch alleinstehende Einzelpersonen hierher, nur um mit anderen gemeinsam Mittag zu essen“ berichtet der Vorsitzende an den Abgeordneten.

Insgesamt sei man mit der Zusammenarbeit mit den Trägern und den Behörden (insbesondere der Stadt Aschaffenburg) zufrieden. Sehr viel Aufwand bedeuten jedoch die jährlich neu zu stellenden Förderanträge, erklärt der stellvertretende Vorsitzende Wolfgang Heussner. Hier könne Abhilfe geschaffen werden, indem man beispielsweise eine sogenannte „Regelförderung“ einführe, die über mehrere Jahre unverändert gelte und damit das Budget für die Einrichtung auch langfristig planbar mache. Fahn, der auch am 14. Oktober wieder für den Bayerischen Landtag kandidiert, nimmt diesen Wunsch als Auftrag mit und will diesen in den Bayerischen Landtag mit einbringen.

Insgesamt gäbe es in Bayern 91 Mehrgenerationenhäuser, 12 davon in Unterfranken. Im Landkreis Aschaffenburg sind dies Aschaffenburg, Goldbach, Großostheim und Johannesberg, berichtet MdL Dr. Fahn aus einer schriftlichen Anfrage, die er vor einiger Zeit an die Bayerische Staatsregierung richtete. Insgesamt werden die Einrichtungen in ganz Bayern gut angenommen, so Fahn.

Eine weitere Forderung wird Fahn nach der Landtagswahl einbringen. Der Freistaat müsse alle MGHs in Bayern finanziell mir mindestens 10000 € pro Jahr fördern. Dies habe die CSU bisher immer abgelehnt. Es genüge nicht, die Arbeit der MGH lediglich zu loben und eine stärkere finanzielle Förderung pauschal abzulehnen. „Nach dem 15.10. wird das anders“, so Fahn.

Rede Nr. 103: Stärkere Förderung von Mehrgenerationen-Häusern

Wir können die Probleme der Zukunft nur dann lösen, wenn Jung und Alt zusammenarbeiten, wenn Jung und Alt gemeinsame Wege gehen. Das ist für uns ein ganz wichtiger Punkt.

Warum? Wir leben in Zeiten zunehmender Urbanisierung. Wir haben zunehmende Verstädterung. Das Leben wir immer anonymer, und wir brauchen soziale Kontakte …..

Lesen Sie hier die ausführliche Rede,103,stärkere Förderung von MGH (PDF / 1 MB)

Youtube Video folgt

Landesarbeitskreis Senioren und Generationen Themenabend „Altersarmut“ am 01.12.2016 im Mehrgenerationenhaus Haßfurt

Die Kommunen können das Rentensystem nicht direkt verändern, aber mit Engagement und Kreativität können sie dazu beitragen, die Folgen von Altersarmut zu lindern, Menschen mit geringen Renten dennoch soziale Teilhabe ermöglichen.

Das war das Fazit eines Themenabends zur Altersarmut, den der Landesarbeitskreis „Senioren und Generationen“ der Freien Wähler im Mehrgenerationenhaus in Haßfurt veranstaltete. Vor interessiertem Publikum, vor allem Mandatsträgern aus vielen Gemeinden des Landkreises, referierten und diskutierten MdL Dr. Hans-Jürgen Fahn und Albrecht G. Walther vom Arbeitskreis, der Bezirksgeschäftsführer des VdK Carsten Vetter sowie die Bürgermeister Reinhard Streng (Langenfeld), Dieter Möhring (Aidhausen) und Gertrud Bühl (Breitbrunn).

Die Freien Wähler haben aktuell einen Dringlichkeitsantrag im Landtag gestellt, der ein weiteres Absenken des Rentenniveaus verhindern soll. Die CSU habe ihn abgelehnt, weil derzeit in Berlin ein neues Rentenkonzept erarbeitet wird. Eine wirkliche Verbesserung erwarten sich davon weder Fahn noch Carsten Vetter vom VdK, der aktuelle Zahlen vorlegte. Der Vertreter des Sozialverbandes warf der Politik vor, in Sachen Renten immer nur die nächste Wahl im Auge zu haben, statt eine wirklich tragfähige, langfristige Strategie zu entwickeln. Doch für einen Systemwechsel „braucht es mutige Entscheidungen“.

Der VdK wolle aber nicht nur jammern, sondern auch zu Lösungen beitragen, so Vetter. Oftmals werde kritisiert, echte Armut gebe es im reichen Deutschland doch gar nicht. „Wir leben nicht in der Sahel-Zone, aber Armut gibt es natürlich“, erläuterte Vetter die Richtwerte, nach denen sich Armutsgefährdung und Armut in Deutschland beziehungsweise Europa errechnen. Die höchste Armutsgefahr haben Arbeitslose, Alleinlebende, Alleinerziehende, Menschen mit niedrigem Bildungsgrad und Ältere – vor allem, wenn sie zusätzlich durch Krankheit oder eine Behinderung belastet sind. Verschärft worden sei die Situation durch die Abschaffung der früheren Sozialhilfe und Einführung von Arbeitslosengeld I und II. „ALG II ist das absolute Existenzminimum mit 750 bis 800 Euro und die Erwerbsminderungsrente liegt mit 777 Euro auch unter dem steuerfreien Existenzminimum“, erklärte Vetter.

Wenn man bedenke, dass ein Bezieher von Mindestlohn 63 Jahre lang arbeiten müsste, um einen Rentenanspruch auch nur leicht über der Grundsicherung zu erwerben, dann könne man sich ausmalen, welche Altersarmut-Welle angesichts steigender Niedriglohn-Jobs auf die Gesellschaft zu rolle. 122.000 Bayern beziehen nach seinen Zahlen heute Grundsicherung „und die Dunkelziffer ist hoch, weil viele den Gang zum Amt scheuen“. Hier stelle sich die Frage, ob man Menschen auch nach langem Erwerbsleben zu Bittstellern macht, oder ohne Antrag eine adäquate Mindestrente anstrebt. Er vermisse eine seriöse Forschung dazu, welchen volkswirtschaftlichen Schaden Armut anrichtet, denn „Armut macht krank“, erklärte der VdK-Geschäftsführer.

Anhand verschiedener Beispiele wie der Seniorengenossenschaft „Dorflinde“ Langenfeld diskutierten die Anwesenden, wie direkt in den Kommunen die Folgen niedriger Renten abgemildert werden können. Durch Dorfgemeinschaftshäuser beispielsweise, in denen Treffen auch ohne teuren Verzehr möglich sind, wo Senioren sogar gemeinsam Mittagessen für sich und andere kochen, wie in der Generationenwerkstatt in Aidhausen. Alternative Wohnformen wie Senioren-Wohngemeinschaften wurden ebenso diskutiert, wie die leider nicht sehr aussichtsreiche Möglichkeit, Wohnbaugenossenschaften auf das flache Land zu bringen. Eine Wohnbauberatung für die barrierefreie Ausgestaltung des Hauses, wie es sie im Landkreis Haßberge schon länger gibt, sei da schon zielführender meinte auch Rauhenebrachs Bürgermeister Matthias Bäuerlein, da in den Gemeinden des Kreises doch die meisten Menschen im eigenen Haus leben, das nicht in jedem Fall zu verkaufen ist, um sich dann in eine alternative Wohnform einzukaufen.

Barrierefreier Wohnraum, werde im Kreis zunehmend geschaffen, stellte Kreisrätin Sabine Weinbeer fest, allerdings handelt es sich fast immer um Eigentumswohnungen, „deren Preise für einen Durchschnittsverdiener unerschwinglich sind“. Hier sei bei den Bauherrenn noch viel Bewusstseinsbildung zu leisten, denn „Barrieren behindern nicht nur im Alter, sondern auch den Kinderwagen, bei Beinbruch oder Bandscheibenproblemen.“ Deshalb sollte dieser Aspekt beim Hausbau immer bedacht werden.

Leider hat Langenfelds Bürgermeister Reinhard Streng, in dessen Gemeinde schon viele Senioren- und Generationenprojekte verwirklicht werden konnten, mit Förderprogrammen schlechte Erfahrungen gemacht. „Leader hat dann kurz vor der Realisierung doch einen Rückzieher gemacht“, erklärte er. Er setzt auf Investoren. Für das nächste Projekt, ein Dienstleistungszentrum, hätten 280 Gesellschafter aus dem Ort und der Umgebung schon 180.000 Euro zusammengebracht.

Hier sieht MdL Fahn einen wichtigen Ansatzpunkt: eine zuverlässige Regelfinanzierung für Mehrgenerationenhäuser wie für alternative Wohnformen und Förderprogramme, in die auch kreative neue Ansätze passen.

Das wünscht sich auch Breitbrunns Bürgermeisterin Gertrud Bühl. „Wir haben einen Bürgerbus, das Generationencafe, den Bürgerdienst mit ganz vielen Ehrenamtlichen, aber finanziell unterstützt wurden wir bisher nur in Form einer Beratung durch ein Fachbüro. Was wir brauchen, wäre die Förderung eines Hauses für die Seniorenbetreuung, eventuell in der Alten Schule von Breitbrunn“. Dem schloss sich auch Bürgermeister Streng an: „Wir brauchen Geld für Steine, nicht für Konzepte. Bei den Förderprogrammen wird immer von der Stadt aus gedacht, wo es schon Einrichtungen mit entsprechenden Räumlichkeiten gibt“.

Dass sich das Engagement in Generationenarbeit „lohnt“, das bestätigte Dieter Möhring. Seit der Dorfladen und die Generationenwerkstatt eröffnet wurden, „haben wir im Ort eine ganz neue Lebensqualität und das strahlt auf die ganze Gemeinde aus“. Der Bürgermeister erzählt, dass viel neues Engagement entstanden ist und auch er geht jetzt das Thema sozialer Wohnungsbau an, weil die Gemeinde in den Genuss des Kommunalen Investitionsprogramms kommt, sonst könnte eine kleine Gemeinde wie Aidhausen das nicht schultern.

Ein zweites Anliegen ist die Mobilität. Leben, vor allem wohnen auf dem Land ist billiger, also für Rentner erschwinglicher als in der Stadt. Dafür gibt es kaum öffentlichen Nahverkehr. „Die Gemeinden müssen sich da kümmern“, ist für Getrud Bühl klar, denn große Linienbusse werden sich im Flächenlandkreis nie rechnen. Denkbar wären allerdings Gemeindebusse, die den nächsten Laden, den Bürgertreff, Arzt, Apotheke ansteuern und als Zubringer zu den Linien fungieren. Dazu braucht es neue Konzepte, auch bei der Linienvergabe. Auf die Frage von MdL Fahn erklärten diejenigen Bürgermeister, die bereits einen solchen Gemeindebus anbieten, dass es bisher nur durch ehrenamtliche Fahrer auch finanzierbar ist, so dass in Breitbrunn beispielsweise die Fahrt einen Euro kostet.