Themen-Newsletter: Eine neue Wirtschaft braucht das Land!

Der Sozialismus ist grandios gescheitert, der Kapitalismus hat kläglich versagt, lebt aber noch durch Korruption in Saus und Braus, ohne dass die Menschen davon einen Vorteil hätten – ganz im Gegenteil.

Einer EMNID-Umfrage von 2012 zufolge wünschen sich 80% der deutschen Bürger eine neue Wirtschaftsordnung.

Bankenkrise, Wirtschaftskrise, Börsenblase, Steuerflucht, Globalisierung, Neokolonialismus, Freihandelsabkommen… Diese Schlagwortsammlung hat bei den Menschen erhebliche Zweifel an den Selbstheilungskräften der „Märkte“ aufkommen lassen.

Zwei von drei Befragten sind der Meinung, dass der Kapitalismus weder für einen „sozialen Ausgleich in der Gesellschaft“, noch für den „Schutz der Umwelt“ sorgt. Zudem glauben zwei Drittel der Befragten nicht mehr daran, dass Wirtschaftswachstum die eigene Lebensqualität steigere. Abgesehen davon weiß inzwischen jedes Kind, dass das Wirtschaftswachstum Grenzen hat, wenn die Ressourcen erschöpft sind.

In einer Rangfolge der persönlich wichtigen Dinge stehen für die Befragten zunehmend postmaterielle Ziele oben: „Gesundheit“ liegt auf dem Spitzenplatz, gefolgt von „Zufriedenheit mit der persönlichen Lebenssituation“ und dem „Schutz der Umwelt“. Erst als Letztes wünschen sich die Deutschen „Geld und Besitz zu sichern und zu mehren“.

Das Volk sei demnach gar nicht so stark an kurzfristigen Zielen interessiert. „Nachhaltigkeit, Umwelt und Soziales liegt vielen Bürgern mehr am Herzen, als Politiker glauben“, sagte Aart De Geus, Leiter der Bertelsmann Stiftung und Auftraggeber der Umfrage.

Wichtige Wahlen stehen vor der Tür und schon übertreffen sich die Parteien wieder gegenseitig in Versprechen für mehr Wachstum, mehr Arbeitsplätze, mehr Wohlstand und gleichzeitig fordern sie aber schnellere Digitalisierung und globalen Freihandel, obwohl wissentlich letzteres Arbeitsplätze in ganz großem Stil vernichten wird.

Wo liegt die Lösung? Können wir darauf hoffen, dass die Politik die wirklichen Wünsche der Menschen erfüllt?

Nein, sicher nicht! Die Rücksichtslosigkeit der Weltwirtschaft und der Hochfinanz mit Profit als einzigem Ziel wird zuverlässig dafür sorgen, dass es weiter sozial und ökologisch bergab geht.

Der alternative Nobelpreisträger, Menschenrechtler und Wirtschaftskritiker Jean Ziegler gab zwei seiner wichtigsten Bücher die Titel „Empört Euch!“ und „Wehrt Euch!“ Er meint damit jeden Einzelnen von uns, der sich dem Diktat der Globalisierungsgewinner verweigern muss um der weltweiten Armut, der Ausbeutung, der Vertreibung und dem Hunger etwas entgegenzusetzen.

Immerhin sagen z.B. die UN-Menschenrechtscharta und die Bayerische Verfassung übereinstimmend, dass Wirtschaft dem Gemeinwohl zu dienen hat. Leider sind diese „Papiere“ (noch) nicht strafrechtlich justiziabel.

Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir – die Zivilgesellschaft – das Heft selbst in die Hand nehmen müssen.

Wir kennen die gegenwärtigen Probleme und wir ahnen die Folgen, die auf uns zukommen. Darauf können wir aber schon heute reagieren. Es gibt Alternativen!

Die von Christian Felber ins Leben gerufene „Gemeinwohlökonomie“ steht für eine konsequent nachhaltige und soziale Wirtschaft. Die von Prof. Niko Paech vertretene „Postwachstumsökonomie“ ist ein Handlungsspektrum für jeden Einzelnen, um sich aus dem Hamsterrad zu befreien und Lebensformen zu erreichen, die mehr Glück statt Stress versprechen und die auch folgenden Generationen eine lebenswerte Welt hinterlassen.

Die Kombination beider Wirtschaftstheorien findet sich bereits in zahllosen Projekten in unserer Gesellschaft wieder. Transition-Towns, Regionale Wirtschaftskreisläufe, Tausch,- Reparatur- und landwirtschaftliche Produktionsinitiativen wie „Urban Gardening“ oder „Solidarische Landwirtschaft“ sind die sichtbaren Symptome für einen Wandel in der Gesellschaft, der still und leise von unten nach oben erfolgt, und der sich nicht mehr auf politische Einsicht und Handlungsfähigkeit verlässt. Die Macht der kleinen Verbraucher und Erzeuger kann nach Erreichen der „kritischen Masse“ – ganz ohne Revolution – eine neue menschenfreundliche Wirtschaftsweise hervorbringen.

Die Freien Wähler planen deswegen unter dem Titel „Eine neue Wirtschaft braucht das Land“ eine „Denkmalnach“-Veranstaltungstour durch Unterfranken.

Autor: Karl Heinz Jobst